Der Blick ins Auge verrät dem Geübten viel über einen Menschen – insbesondere über seine Konstitution und die sich daraus ergebenden Schwachstellen, also Anfälligkeiten für bestimmte Erkrankungen (Disposition). Im Allgemeinen wird diese unterstützende Diagnosemethode der Alternativmedizin zugeordnet und als Irisdiagnostik bezeichnet. Auch Begriffe wie Irisanalyse, Augendiagnose oder Iridologie sind verbreitet.
Irisdiagnostik – was die Augen über unsere Gesundheit verraten
Die Geschichte der Irisdiagnostik
Verschiedene archäologische Funde legen nahe, dass die Augendiagnose bereits von den alten Ägyptern zur Feststellung von Krankheiten genutzt wurde. Auch die Chaldäer aus Babylonien diagnostizierten anhand der Augen. Im 17. Jahrhundert ordnete Philippus Meyens in seinem Werk „Physiognomia medica“ erstmals die Organe des Körpers verschiedenen Bereichen der Iris zu. Als Neubegründer der Irisdiagnose, wie sie auch heute noch von vielen Therapeuten praktiziert wird, gilt der ungarische Arzt Ignaz von Peczely, der von 1826 bis 1911 lebte. Er erstellte eine topographische Karte mit den Lokalisationen der Organe in der Iris.
Diese Iristopographie bildete die Grundlage für verschiedene Weiterentwicklungen – zum Beispiel durch Josef Angerer, Josef Deck oder Joachim Broy. Emanuel Felke, der Lehmpastor, gilt als einer der ersten Anwender in Deutschland. Auch namhafte Ärzte wie Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Horst Ferdinand Herget haben sich einen Namen in der Iridologie gemacht.
Die Irisdiagnostik – Grundlagen und Wissenswertes
Die Iris ist auch unter dem Namen Regenbogenhaut bekannt. Sie ist durch die darüberliegende durchsichtige Hornhaut gut sichtbar und lässt sich so vom Therapeuten ohne Schwierigkeiten betrachten. Die Irisdiagnose wird mithilfe eines speziellen Mikroskops, durch eine Fotoaufnahme oder mit einer Lupe durchgeführt. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft und erfordert keine vorherige Verabreichung von Augentropfen. Anhand von digitalen Fotoaufnahmen lassen sich heute sogar manche Therapieerfolge ganz einfach dokumentieren.
Die Iris gibt dem Therapeuten viele diagnostische Hinweise. Zum einen ist sie die einzige Stelle des Körpers, die einen direkten Blick ins Bindegewebe zulässt und daher auch Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen zulässt, die auf die Bindegewebsstruktur zurückzuführen sind. Ähnlich wie bei der Reflexzonentherapie und der Ohr-Akupunktur geht man auch in der Iridologie davon aus, dass sich der Organismus mitsamt allen Organen in der Iris widerspiegelt. Dabei zeigen sich die Organe der rechten Seite im rechten Auge und die linksseitigen Organe haben ihre Abbildung dementsprechend im linken Auge. Während sich innere Organe wie Magen oder Darm in der Topographie der Iris eher in der Nähe der Pupille finden, sind peripher gelegene Organe wie beispielsweise die Haut, die Stirn oder die Stirnhöhlen am Rand der Iris angeordnet.
Die Strukturen der Iris ähneln also einer Landkarte, die verschiedene Organzonen abbildet. Die sogenannten Iriszeichen geben dem Therapeuten Auskunft über mögliche Belastungen der Organe und über genetische Dispositionen. Auch über die Veranlagung zu bestimmten Krankheiten sowie die Neigung des Patienten zu gewissen krankhaften Reaktionen oder Symptomen (Diathese) liefert die Iris für das geschulte Therapeutenauge Informationen. Dabei dürfen die Zeichen von einem verantwortungsvollen Arzt oder Heilpraktiker nur als Hinweiszeichen bewertet werden. Gravierende Diagnosen erfordern selbstverständlich eine schulmedizinische Absicherung.
Zu den Iriszeichen gehören zum Beispiel Lakunen. Es handelt sich dabei um Schwächezeichen, die auf eine sich entwickelnde oder bereits aufgetretene Erkrankung hinweisen können. Krypten (Defektzeichen), wie beispielsweise Waben (Lücken), weisen auf Organschwächen oder schwerere Erkrankungen hin. Reflektorische Zeichen wie helle Strahlen lassen hingegen eher auf akute oder wiederkehrende Reizzustände schließen.
In der Iris können zudem physiologische Zeichen auftauchen. Die Flocken (Tophi) und Pigmente verweisen auf Probleme des Stoffwechsels. Die Irisdiagnose gibt ferner Aufschluss über die Erb- und Werdegangsfaktoren, die sogenannte Konstitution, des Patienten. So werden in der Augendiagnose zahlreiche Konstitutionen unterschieden.
Dazu gehören unter anderem die:
- lymphatische Konstitution mit Neigung zu Infekten mit Fieber und Lymphknoten-Schwellungen
- hydrogenoide Konstitution mit einer Neigung zu rheumatischen Erkrankungen und/oder Erkrankungen der Atemwege
- hämatogene Konstitution mit einer Veranlagung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Grenzen und Möglichkeiten der Irisdiagnose
Die Augendiagnose ist nicht als alleiniges Diagnoseverfahren geeignet. Vielmehr handelt es sich bei der Irisdiagnose, die bis zu einer Stunde dauern kann, um ein zusätzliches Verfahren, das die übrige schulmedizinische und naturheilkundliche Diagnostik sinnvoll ergänzen und Hinweise auf eine bestimmte Krankheitsveranlagung und auf die körperliche und geistige Widerstandskraft eines Menschen geben kann.
Der große Vorteil der Iridologie ist, dass der Patient die Möglichkeit erhält, seine Schwachstellen kennen zu lernen und so Erkrankungen vorzubeugen und mögliche Krankheitsentwicklungen frühzeitig zu beeinflussen. Die Irisdiagnose ermöglicht dem behandelnden Therapeuten, ein Therapiekonzept zu entwerfen, das individuell auf die Schwächen und Stärken des Patienten abgestimmt ist und zugleich die Reaktionsfähigkeit und die Bereitschaft zur Heilung berücksichtigt. Zur Therapie können je nach Diagnosebefund Mittel aus der klassischen Homöopathie oder der Komplexhomöopathie sowie andere Naturheilverfahren zum Einsatz kommen. Für den Irisdiagnostiker bietet die Augendiagnose eine Möglichkeit, die eigentliche, tiefere Ursache für die möglicherweise unterschiedlichen Beschwerden und das gesamte Krankheitsgeschehen zu finden.
Beispiel: Eine Allergie kann auch auf eine schlechte Ausscheidungsmöglichkeit durch die Haut, auf Darmprobleme oder auf einer Verschiebung des Säure-Basen-Haushaltes zurückzuführen sein. Anhand des Zustandes der Iris kann dies erkannt und behandelt werden.
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