Chiropraktik

Chiropraktik zur Behandlung des Bewegungsapparats

Die Chiropraktik ist ein manuelles Verfahren. Das Wort wird abgeleitet aus den beiden griechischen Begriffen ‚cheir‘ für Hand und ‚praktikos‘ für tätig. Das bedeutet: Der Chiropraktiker arbeitet mit seinen Händen um Funktionsstörungen des Bewegungsapparats zu ertasten und zu behandeln. Bei der Chiropraktik handelt es sich also um ein Verfahren, das gleichzeitig zur Diagnose als auch zur manuellen Therapie dient. Haupteinsatzgebiet ist die Schmerz-Therapie.

Die Behandlung des Chiropraktikers umfasst lokale und komplexe Beschwerden im Bereich von Wirbelsäule, Becken und Gelenken, aber auch Muskeln und Sehnen. Er beachtet dabei, dass es enge Wechselwirkungen zwischen diesen Strukturen des Bewegungsapparates und dem Nervensystem gibt. Die Chiropraktik nimmt damit eine wichtige Position ein zwischen Orthopädie, Neurologie, Innerer Medizin und Rheumatologie.

Aufgabe des Chiropraktikers ist es, Fehlhaltungen und falsche Bewegungsabläufe zu erkennen. Mithilfe gezielter Handgriffe können daraus resultierende statische Probleme behoben werden. Insbesondere die Statik von Wirbelsäule und Becken spielen dabei eine entscheidende Rolle. Im Anschluss gilt es oft, in Zusammenarbeit mit dem Patienten fehlerhafte Bewegungsabläufe zu korrigieren.

Chiropraktik Anwendung
Chiropraktik Rücken

Die Entstehung der Chiropraktik

Begründer der modernen Chiropraktik ist Daniel David Palmer. Der Magnetopath (ein mit Magnetismus behandelnder Heilkundiger) und Gebrauchtwarenhändler lebte von 1845 bis 1913. Als Geburtsstunde der Chiropraktik wird der Zeitpunkt angesehen, als Palmer einem Hausmeister die Halswirbelsäule einrenkte und ihn damit von seiner verletzungsbedingten Schwerhörigkeit befreien konnte. Natürlich hat man auch schon früher Gelenke und die Wirbelsäule „eingerenkt“. Palmer entwickelte jedoch eine Technik, in der er verschobene Wirbel unter der Verwendung der Dorn- und Querfortsätze als Hebel benutzt, um so die ausgerenkten Wirbel wieder in ihre richtige Position zu bringen.

Um das Zusammenspiel von Nerven, Knochen, Gelenken und Muskulatur weiter zu erforschen und seine Erkenntnisse weiterzugeben, gründete Palmer 1896 das Palmer College of Chiropractic. Gemeinsam mit seinem Sohn Bartlett Joshua Palmer verfeinerte er die Methode und etablierte die Chiropraktik als Therapieform. Heute wird diese Behandlungsmethode häufig auch als amerikanische Chiropraktik bezeichnet.

Dem Pastor Gustav A. Zimmer, der für einige Jahre in den USA lebte, ist es zu verdanken, dass Chiropraktik und Osteopathie 1927 nach Deutschland kamen. Er betrieb in Dresden die erste deutsche Ausbildungsstätte für diese Therapieformen, die v.a. von Heilpraktikern besucht wurde.

Woran erkenne ich einen guten Chiropraktiker?

Chiropraktik ist kein geschützter Begriff. In Deutschland handelt es sich um eine Behandlungsmethode, die nur von Ärzten oder Heilpraktikern ausgeübt werden darf, die in einer Praxis tätig sind. Der Chiropraktiker ist in Deutschland also kein eigenständiger Beruf. Das ist beispielsweise in der Schweiz ganz anders. Hier wird an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich sogar ein Studium der Chiropraktik angeboten. Der Chiropraktor in der Schweiz darf eigenverantwortlich in seiner Praxis therapieren.

Obwohl der Schwerpunkt noch immer in Amerika ist, gibt es inzwischen weltweit verschiedene Schulen, in denen man die Chiropraktik erlernen kann. Da es sich um eine sehr komplexe Therapie handelt, für die viel Wissen und viele Erfahrungen notwendig sind, ist eine seriöse Ausbildung zum Chiropraktiker sehr langwierig und aufwendig. Gute Chiropraktiker haben eine mehrjährige, intensive Ausbildung hinter sich. Dort haben sie u.a. gelernt, Blockaden im Bewegungsapparat zu finden und zu justieren. Sie wissen, dass diese zu Störungen des Nervensystems führen können. Diese Blockaden werden Subluxationen (Verrenkungen) genannt und behindern die nervale Kommunikation zwischen Gehirn und Körper.

In Deutschland gibt es verschiedene Verbände, in denen sich Chiropraktiker bzw. Chiropraktoren zusammengeschlossen haben und die eine gute Qualität der Aus- und Fortbildung ihrer Mitglieder sichern.

Dazu gehört die:

  • Deutsche Chiropraktoren-Gesellschaft e.V. (DCG)
  • Deutsch-Amerikanische Gesellschaft für Chiropraktik e.V.

Die Grundlagen der Chiropraktik

Das chiropraktische Behandlungskonzept von Daniel David Palmer basiert auf der Annahme, dass bei der Verschiebung von Wirbeln die umliegenden Nerven eingeengt werden können. Man spricht hier auch von subluxierten Wirbeln.

Diese Einengung der Nerven kann sich sowohl lokal als auch systemisch in Form von verschiedenen Beschwerden bemerkbar machen. Mithilfe spezieller chiropraktischer, also manueller Eingriffe sollen die Subluxationen behoben werden, sodass die Beschwerden verschwinden können.

Die chiropraktische Behandlung

Ein gestörtes Gelenkspiel und damit auch Wirbelfehlstellungen können durch unterschiedliche Faktoren hervorgerufen werden. Mechanische Fehlbelastungen von Muskeln, Sehnen und Gelenken sind möglich. Aber auch reflektorische Beeinflussungen durch innere Organe können ursächlich sein. Ebenso können chronische Entzündungen die Funktionalität des Bewegungsapparates beeinträchtigen. Veränderungen im Bindegewebe, verspannte Muskulatur und Schmerzen können die Beweglichkeit zusätzlich verringern.

Dem Chiropraktiker stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Im Wesentlichen sind das:

  • Adjustierung (Manipulation)
  • Traktion
  • Mobilisation
  • Weichteilbehandlung
  • verschiedene Reflextechniken.

Die so genannte Adjustierung ist eine Manipulation des Gelenkes. Es ist das, was Patienten als „Einrenken“ kennen und oft als Knacken wahrnehmen. Der Chiropraktiker manipuliert dabei das blockierte Gelenk so, dass es sich kurz über seine physiologische Beweglichkeit hinausbewegt, um dann die richtige Position zu erlangen. Besonders im Bereich der Wirbelsäule ist es wichtig, Subluxationen zu erkennen und aufzuheben. Damit soll der Druck auf die Spinalnerven bzw. das Rückenmark vermindert werden. Bei einer Ischialgie (Hexenschuss) kann das im Idealfall zum Verschwinden der Schmerzen führen.

Bei der Traktion zieht der Therapeut die Gelenkpartner auseinander. Die dadurch erzielte Druckminderung führt zu Entlastung und Schmerzlinderung. Die Dehnung der Bänder und der Gelenkkapsel können zusätzlich die Beweglichkeit des Gelenks verbessern.

Mit der Technik der Mobilisation soll die Beweglichkeit des Gelenks verbessert werden. Dazu soll das verlorengegangene Gelenkspiel wiederhergestellt werden, indem die Gelenkanteile parallel gegeneinander bewegt werden. Sowohl die Mobilisation als auch die Weichteilbehandlung dienen darüber hinaus auch dazu, das Gelenk auf die Manipulation vorzubereiten.

Durch Manipulation, Traktion und Mobilisierung wurde die Situation im Gelenk unter Umständen stark verändert. Damit der Effekt nachhaltig ist, sind Weichteilbehandlungen und Reflextechniken notwendig. Durch Dehn- und Entspannungstechniken soll die Muskulatur so verlängert werden, dass sie das neu gewonnenen Gelenkspiel erhält. Unter Ausnutzung von Nervenreflexen soll die Spannung der Muskulatur vermindert und die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflusst werden.

Anwendungsgebiete der Chiropraktik

Hauptsächlich wird die Chiropraktik bei lokalen Beschwerden des Bewegungsapparates eingesetzt.

Folgende Symptome und Krankheiten können damit behandelt werden:

  • Hüft- und Knieschmerzen

  • Rückenschmerzen, Ischialgie, Lumbalgie
  • Schiefhals
  • Golf- oder Tennisarm
  • Schulterschmerzen

Hinzu kommen auch Beschwerden, die mit Blockaden der Wirbelsäule zusammenhängen, wie

  • Schleudertrauma
  • Schwindel
  • Migräne, Kopfschmerzen

Bei Verdacht auf Knochenschwund (Osteoporose) oder Metastasen in den Knochen darf keine chiropraktische Manipulation durchgeführt werden. Es besteht dann nämlich die Gefahr eines Knochenbruchs. Eventuell ist daher eine Röntgenkontrolle vor der chiropraktischen Behandlung nötig.

Osteopathie und Chiropraktik – gibt es Unterschiede?

Die Osteopathie legt einen großen Fokus auf das Wechselspiel von Bewegungssystem, inneren Organen, Nervensystem und dem Kranium, also dem Schädel. Gemäß den Grundsätzen der Osteopathie ist der Körper in der Lage, sich selbst zu heilen – vorausgesetzt sämtliche Strukturen sind gut versorgt und beweglich. Ist dies nicht der Fall, versucht der Osteopath unter Betrachtung von Körper, Geist und Seele seines Patienten Bewegungseinschränkungen aufzuspüren und zu behandeln. Somit verfolgt die Osteopathie ein eher ganzheitliches und weniger symptomorientiertes Konzept.

Aus Sicht der Osteopathie entspricht der chiropraktische Ansatz nur bedingt dem Grundsatz der Ganzheitlichkeit. Osteopathen sehen es als ihre Aufgabe, den Beschwerden auf den Grund zu gehen und so langfristiger zu beheben.

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