Eine Übersäuerung wird in der medizinischen Fachsprache als Azidose bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Verschiebung des Blut-pH-Wertes in einen Bereich < 7,35. Die akute Azidose ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der unmittelbar notfallmedizinisch behandelt werden muss. Man unterschiedet die stoffwechselbedingte (metabolische) und die atmungsbedingte (respiratorische) Azidose.
Die Erfahrungsheilkunde kennt darüber hinaus eine chronische Form der Azidose, die so genannte latente oder Gewebs-Azidose. Dabei handelt es sich um einen schleichenden Prozess der Gewebe-Übersäuerung, der mit verschiedenen Beschwerden einhergehen kann, nicht jedoch um eine lebensbedrohliche Verschiebung des Blut-pH-Wertes.
Übersäuerung – Warum sauer nicht lustig, sondern krank macht
Die Funktion des Säure-Basen-Gleichgewichts
Ein Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen im Körper ist für einen normalen Ablauf der Stoffwechselvorgänge unabdingbar. Dabei sind die Anforderungen in verschiedenen Organen sehr unterschiedlich. Während im Magen beispielsweise ein sehr saurer pH-Wert herrscht, sind die Verdauungssäfte des Darmes basisch. Absolut lebensnotwendig ist ein konstanter pH-Wert im Blut, der um 7,4 liegen muss.
Der Säure-Basen-Haushalt ist also kein starres System, sondern vielmehr ein dynamischer Prozess, der das Ziel hat, möglichst stabile pH-Werte in den Körperflüssigkeiten, Organen und Geweben zu erreichen. Weil der Blut-pH-Wert so entscheidend für die Gesundheit ist, verfügt unser Körper über ein ausgeklügeltes System zu dessen Konstanthaltung. Dazu gehört auch ein Puffersystem, das ein Übermaß an anfallenden Säuren oder Basen im Blut abpuffern kann. Eine wichtige Puffersubstanz im Blut ist das Bikarbonat. Mit dessen Hilfe entsteht Kohlendioxid, das einfach über die Lunge abgeatmet wird.
Auf der anderen Seite sind es die Nieren, die Säuren über den Urin ausscheiden. So kann der pH-Wert schnell korrigiert werden. Dazu ist jedoch ein Vorrat an Bikarbonat erforderlich. Wenn das Puffersystem an seine Grenzen gerät und auch die Ausscheidungskapazitäten der Nieren für Säuren erschöpft sind, muss der Körper andere Wege finden, um den Blut-pH-Wert konstant zu halten. Dafür lagert er beispielsweise Säuren im Bindegewebe ab oder greift auf die Basenspeicher in den Knochen zurück.
So entsteht die chronische Übersäuerung
Hauptursache einer chronischen Übersäuerung ist in der modernen Gesellschaft eine Fehlernährung. Die übermäßige Zufuhr von säurebildenden Lebensmitteln führt auf lange Sicht zu einer Übersäuerung. Für die Säurelast sind insbesondere tierische Eiweiße verantwortlich, also Fleisch, Wurst und Milchprodukte. Zum Abpuffern dieser Säurelast ist eine ausreichende Aufnahme von basischen Nahrungsmitteln erforderlich.
Viele Menschen denken bei säurebildenden Lebensmitteln automatisch an einen sauren Geschmack. Doch hier besteht kaum ein Zusammenhang. Im Gegenteil: So enthalten beispielsweise die sauer schmeckenden Zitrusfrüchte verschiedene basische Mineralstoffe und werden basisch verstoffwechselt, haben also einen ausgleichenden Effekt. Basenbildende Lebensmittel sind Obst und Gemüse.
Eine latente Übersäuerung entsteht also in der Regel dann, wenn zu viel säurebildende und zu wenig basenbildende Nahrungsmittel zugeführt werden. Auch eine eiweißreiche Diät sowie der völlige Verzicht auf Nahrung beim Fasten kann zu einer Übersäuerung führen. Beim Abbau von Fett entstehen sogenannte Ketosäuren. Ohne eine ausreichende Aufnahme von basischen Mineralstoffen können die zu einer latenten Übersäuerung führen.
Erste naturheilkundlich bekannte Beschwerden einer latenten Übersäuerung sind häufig noch sehr unspezifisch:
- Müdigkeit
- verringerte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit
- Nervosität
- erhöhtes Stressempfinden
Durch den Mangel an basischen Mineralien leiden Haut, Haare und Nägel. Auf lange Sicht beeinflusst die Säurelast auch die Stabilität und Festigkeit der Knochen negativ. So kann eine latente Acidose auch die Entstehung einer Osteoporose vorantreiben, die mit einer erhöhten Knochenbruchgefahr einhergeht.
Der latenten Übersäuerung entgegenwirken
Grundlage eines ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalts ist eine ausgewogene Ernährung. Diese sollte zu 70 Prozent aus basenbildenden und nur zu 30 Prozent aus säurebildenden Elementen bestehen. In den westlichen Industrienationen ist das Verhältnis jedoch oft genau umgekehrt. Obst und Gemüse sollten täglich auf dem Speiseplan stehen, industriell verarbeitete Produkte sowie tierisches Eiweiß sind hingegen wenig empfehlenswert. Auch eine ausreichende Zufuhr von stillem Wasser ist zur Ausscheidung der Säuren nötig. Die tägliche Trinkmenge sollte daher bei mindestens zwei Litern liegen.
Naturheilkundlich tätige Ärzte oder Heilpraktiker wenden zur Entsäuerung Basen-Infusionen an oder empfehlen eine Einnahme von Basen in Form von Pulvern oder Tabletten, sowie unterstützend Basenbäder. Da auch Stress in der Erfahrungsmedizin auch als Belastung für den Säure-Basen-Haushalt angesehen wird, gelten auch Entspannung und Stressreduzierung als wichtige Maßnahmen. Geeignet sind beispielsweise Entspannungsverfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung.
Ferner kann die Säurelast durch regelmäßige Bewegung reduziert werden. Über die gesteigerte Atemfrequenz und über den Schweiß lassen sich die Säuren schneller ausscheiden. Sanfte Ausdauer-Sportarten sind hier jedoch sehr viel sinnvoller als übermäßige Belastungen, weil auch durch starke Anstrengung Übersäuerung droht.
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