Baunscheidt-Therapie

Baunscheidt-Therapie – mit Sticheln zu neuer Energie

Die Baunscheidt-Therapie ist nach Carl Baunscheidt benannt. Dieser litt durch falsche Ernährung an Gicht und entdeckte, dass ihm Mückenstiche Hilfe bei den Gichtschmerzen brachten. Er entwickelte das Baunscheidt-Verfahren, um die Wirkung der Mückenstiche nachzuahmen. Er ging davon aus, dass durch den Stich der Mücke und ihr Sekret krankhafte Stoffe aus dem Körper entweichen konnten. Das Baunscheidtieren ist die bekannteste aller ausschlagerzeugenden Methoden und wird zu den Ausleitungsverfahren gezählt.

Baunscheidt-Therapie Behandlung
Baunscheidt-Therapie Anwendung

Ablauf der Baunscheidt-Therapie

Das Baunscheidt-Verfahren wird heutzutage meist von Heilpraktikern in ihrer Praxis durchgeführt. Dafür wird ein von Baunscheidt entwickeltes Stichelgerät benutzt, das auch Lebenswecker oder Hautstichler genannt wird. Vor der Anwendung des Lebensweckers wird die Haut desinfiziert. Anschließend wird ein bestimmter Bereich mit dem Gerät sanft oder kräftig gestichelt. Dies geschieht bevorzugt auf dem Rücken in der Nähe der Wirbelsäule. Manchmal wird auch an Brustkorb, Armen, Unterschenkeln oder Gesäß gestichelt.

Die Einstiche sorgen für eine Hautreizung und lösen einen leichten Schmerz aus. Danach wird die betroffene Stelle mit dem sogenannten Baunscheidt-Öl eingerieben. Dies geschieht meist mit einem sterilisierten Watteträger und Einmalhandschuhen, um Infektionen zu vermeiden. Nach der Therapie wird ein rutschfester Verband angelegt, welcher für drei bis fünf Tage auf der behandelten Haut verbleiben muss. Je nachdem, welche Art von Öl verwendet wurde, bilden sich unter dem Verband Quaddeln (Hauterhebungen), ein Erythem (Hautrötungen) oder eitrige Pusteln.

Lebenswecker

Der Lebenswecker soll die Mückenstiche nachahmen. Es ist ein Apparat, aus dem gleichzeitig 33 Nadeln ein klein wenig rausgedrückt werden können. Sie dringen nur so tief ein, dass noch kein Blut austritt. Die Tiefe der Stiche kann eingestellt werden - je nach Dicke der Oberhaut in dem zu baunscheidtierenden Gebiet.

Baunscheidt-Öl

Das Baunscheidt-Öl wirkt hautreizend. Es soll die Symptome nach einem Mückenstich nachahmen, also Schwellungen und Pusteln bilden. Damit sollte nach Baunscheidts Überzeugung dem Körper die Möglichkeit gegeben werden, krankhafte Stoffe auszuscheiden. Heute enthalten Baunscheidt-Öle meist hautreizende Stoffe wie Senföl, Euphorbiumsaft, Cantharidin oder Wacholderöl. Sie verursachen keine so starken Reaktionen wie nach alter Tradition hergestellte Öle mit Krotonöl.

Es kommt meist nur zu Quaddel-Bildung und Hautrötung (Erythem). Baunscheidt-Öle mit Krotonöl sind kaum noch gebräuchlich, da sie eine starke Hautreaktion auslösen und möglicherweise die krebserregende Wirkung von Umweltgiften verstärken könnten.

Wirkung der Baunscheidt-Therapie

Durch den Hautstichler wird die Haut gereizt. Dadurch kommt es im betroffenen Areal zu einer Anregung der lokalen Durchblutung. Reflexartig werden auch die Organe angeregt, die mit dem jeweiligen Hautareal in Beziehung stehen. Das führt zu einer allgemeinen Kräftigung. Außerdem hat das Verfahren einen Effekt, der einer Lymphdrainage ähnelt.

Der Lymphfluss wird angeregt, um Gift- und Krankheitsstoffe aus dem Körper zu leiten. Weil das Verfahren eine Entzündung hervorruft, werden Abwehrprozesse gestartet. Das kann auch die Immunabwehr des Körpers stärken.

Nebenwirkungen der Baunscheidt-Therapie

Stark reizende Baunscheidt-Öle können zu einer Reaktion führen, die den ganzen Körper betreffen kann. Bei der Auswahl eines geeigneten Baunscheidt-Öles muss immer darauf geachtet werden, dass der Patient nicht allergisch auf einen der Bestandteile reagiert.

Natürlich kann die Hautreizung auch zu einem Jucken oder Schmerzen und Entzündungen an der betroffenen Stelle führen. Außerdem kann es nach dem Baunscheidtieren in seltenen Fällen zu einer Hyperpigmentierung (Pigmentflecken) kommen.

Indikation der Baunscheidt-Therapie

Baunscheidt entwickelte das Verfahren nicht für spezifische Erkrankungen. Er ging davon aus, dass sich bei Krankheit etwas Störendes im Organismus befand. Das muss wieder aus dem Körper heraus. Dennoch gibt es einige Erkrankungen, bei denen sich das Baunscheidtieren besonders bewährt hat:

  • neurologische Erkrankungen (zum Beispiel Migräne)
  • funktionelle Beschwerden (zum Beispiel funktionelle Herzbeschwerden)
  • Verdauungsstörungen (zum Beispiel chronische Verstopfung, Reizmagen, Gastritis)
  • Abwehrschwäche und chronische Infekte (zum Beispiel rezidivierende Bronchitis)
  • akute und chronische Entzündungen (zum Beispiel Gicht, Rheuma)
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates (zum Beispiel Arthrose)

Außerdem ist es für die allgemeine Stärkung von geschwächten Patienten zu empfehlen.
Die Baunscheidt-Therapie darf nicht auf bereits bestehenden Entzündungen angewendet werden. Das gilt auch für Muttermale und Narben sowie akute Hautkrankheiten und -infektionen. Auch bei Personen mit Fieber oder Autoimmunerkrankungen darf das Verfahren nicht genutzt werden. Kinder unter zehn Jahren dürfen ebenfalls keine Behandlung nach Baunscheidt erhalten. Bei ihnen ist es allerdings möglich, das Hautsticheln wegzulassen und nur das Öl auf die Haut aufzutragen.

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