Hydrotherapie

Hydrotherapie – die Kraft des Wassers therapeutisch nutzen

Die Hydrotherapie gehört zu den physikalischen Therapien. Bei den verschiedenen Methoden der Hydrotherapie wird Wasser als Flüssigkeit, als Eis oder Dampf zu medizinischen Zwecken verwendet. Meist dient das Wasser dabei als Wärmeträger. Wassertherapien sind in der Regel als Reiztherapien zu verstehen: Der heiße oder kalte Wasserreiz hat das Ziel, langfristig Umstimmung und Anpassungen im ganzen Körper auszulösen. Die Ziele sind eine Optimierung der Herz- Kreislauf-Regulation, der Thermoregulation und damit auch des Immunsystems und die Stabilisierung der vegetativen Regulationslage, also des Nervensystems.

Hydrotherapie Druckstrahl
Hydrotherapie - die Kraft des Wassers

Geschichte der Hydrotherapie

Die Geschichte ist ebenso lang wie die Geschichte der Medizin, denn Wasser galt von jeher als heilende natürliche Kraft. Vom Altertum bis ins Mittelalter hinein galten insbesondere Bäder als wichtige Heilquellen.

Zu den Pionieren der Hydrotherapie zählen:

  • die „Wasserhähne“ Siegmund (1640 – 1742) und Johann Siegmund Hahn (1696 – 1773)
  • Vincenz Prießnitz (1799 – 1851)
  • Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 – 1897)
  • Ludwig Brieger (1849 – 1919)
  • Georg Hauffe (1872 – 1936)


Vinzenz Prießnitz war eigentlich Landwirt und damit einer der begnadeten Laien, die autodidaktisch zu einem erfolgreichen „Heiler“ wurden.
Als Kurpfuscher wurde er von der Schulmedizin abgelehnt. Da er aber nicht mit Medikamenten arbeitete, sondern nur mit Wasser, bekam er trotzdem die Genehmigung zur Errichtung und Führung einer Kaltwasser-Heilanstalt.
Dort behandelte er verschiedenste Krankheiten mit kaltem Wasser. Ihm verdanken wir den Prießnitz-Umschlag bzw. die Prießnitz-Wickel. Dabei handelt es sich immer um Kaltwasser-Wickel bzw. -Auflagen.

Sebastian Kneipp war als katholischer Priester ebenso ein medizinischer Laie. Er befasste sich breitgefächert mit der Naturheilkunde. So gilt er als einer der Väter der modernen Phytotherapie. Auf ihn gehen aber auch viele Methoden der Hydrotherapie zurück. Wer kennt sie nicht, die Kneipp-Anlagen zum Wassertreten, die Kneipp-Kuren, Kneipp-Duschen, Kneipp-Bäder? Trotzdem war auch er in ärztlichen Kreisen als Kurpfuscher verrufen. Er wusste aber, dass sich seine Methoden ohne die Akzeptanz der Ärzteschaft nicht durchsetzen ließen.
Deshalb bemühte er sich um Zusammenarbeit. Als Folge wurde 1894 der Internationale Verband der Kneippärzte gegründet.

Ludwig Brieger wurde 1901 als Direktor der Neuen Hydrotherapeutischen Anstalt der Berliner Charité berufen und war damit der erste entsprechende preußische Lehrstuhlinhaber.
Der Berliner Arzt Georg Hauffe führte die temperaturansteigenden Teilbäder in die Hydrotherapie ein.

Formen der Hydrotherapie

Die verschiedenen Hydrotherapien lassen sich auf folgende Grundformen zurückführen:

  • Kaltreize

  • Warmreize
  • Heißreize
  • wechselwarme Reize

Je nach Art der Behandlung lassen sich unterscheiden:

  • Anwendungen mit einem Tuch: Waschungen, Abklatschungen, Abreibungen, Wickel, Auflagen, Kompressen, Umschläge, Packungen
  • Anwendungen mit fließendem Wasser: Güsse, Duschen, Unterwasser-Druckstrahl
  • Anwendungen mit hydrostatischem Druck: Bewegungsbad, Wassergymnastik, Schwimmen, Bäder (mit und ohne Medikamente). Bäder-Anwendungen werden auch als Balneotherapie bezeichnet.
  • Sauna, Dampfbäder

Wirkungen der Wassertherapie

Die Wirkungsweise ist recht vielschichtig und beeinflusst den gesamten Organismus. Einerseits vermittelt warmes Wasser das Gefühl von innerer Wärme und Geborgenheit. Deshalb können körperwarme Bäder beispielsweise Ängstlichkeit und Schmerzen schwangerer Frauen während der Wehen reduzieren.

Auch die Lebensqualität und die Symptome chronisch-herzkranker Menschen lassen sich mit gezielter Hydrotherapie verbessern.

Darüber hinaus folgen auf die Reizung der Wärmerezeptoren in der Haut verschiedene Körper-Reaktionen. Man geht davon aus, dass dadurch insbesondere Herz-Kreislauf-System, Abwehrsystem und Hormonsystem beeinflusst werden.

Zu den Zielen der hydrotherapeutischen Behandlung zählen:

  • Zufuhr von Wärme
  • Entzug von Wärme
  • Verlagerung von innerer Körperwärme an die Körperoberfläche
  • Steigerung der Durchblutung
  • Reiztherapie zur langfristigen Aktivierung von Körperfunktionen
  • Reiztherapie zur Stabilisierung des Nervensystems

Je nach Art der Wasseranwendung kommen weitere Wirkungen bzw. Effekte hinzu, wie:

  • hydrostatischer Druck, Auftrieb, Verringerung des Eigengewichtes des Körpers

  • mechanischer Druck beim Schwimmen als natürliche Lymphdrainage
  • mechanische Reize durch Bürsten, Reibungen
  • chemische Reize durch Zugabe von ätherischen Ölen oder anderen Wirkstoffen wie Kohlendioxid
  • elektrische Reize in Form von Zwei- und Vierzellen-Bädern und hydrogalvanischen Vollbädern

Für welche Erkrankungen bzw. Symptome sind Hydrotherapien geeignet?

So breit, wie die Formen der Hydro-Therapie, so breit sind auch die Anwendungsbereiche. Dazu gehören:

  • unkomplizierte fieberhafte Erkrankungen
  • Durchblutungsstörungen, Koronare Herzkrankheit, Venenerkrankungen, Arteriosklerose
  • funktionelle Magen-Darm-Beschwerden
  • psychosomatische Beschwerden, periphere Nervenerkrankungen
  • Abhärtung, Leistungssteigerung, Regeneration
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • hormonelle und stoffwechselbedingte Beschwerden

Beachten Sie aber: Nicht jede Form ist bei jeder der genannten Symptome geeignet.

Bei welchen Erkrankungen bzw. Symptomen sind Hydrotherapien nicht geeignet?

Hydrotherapien sind prinzipiell weniger bzw. nicht geeignet bei:

  • schwerwiegenderen und großflächigen Verletzungen
  • entzündlichen Hauterkrankungen
  • schweren Venenleiden
  • akuten und schweren Infektionen

Bei folgenden Beschwerden können die Symptome verschlimmert werden:

  • Entzündungen
  • Blutungen
  • Ödeme

Sprechen Sie vor einer Behandlung mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker, wenn Sie sich nicht sicher sind,
ob Sie zu einer der Risikogruppen gehören.

Colon-Hydro-Therapie

Eine Therapie mit Wasser der ganz anderen Art und damit auch keine klassische Hydrotherapie ist die Darmspülung. Hierfür wird Wasser in den Darm geleitet und auch wieder hinaus:
Der Darm wird durchspült und von Kot und Ablagerungen befreit. Zusätzlich erfolgt meist eine Massage. Mehr zu dieser noch recht modernen Therapieform der Colon-Hydro-Therapie und deren heilender Wirkung erfahren Sie hier.

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