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Gesunde Küchenkräuter III

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Beifuß & Borretsch

Beifuß

Nicht nur der aromatische Duft von Beifuß (Artemisia vulgaris), Eberraute (Artemisia abrotanum) und Wermut (Artemisia absinthum), sondern auch der Gattungsname Artemisia deutet darauf hin, dass die 3 Pflanzen eng miteinander verwandt sind. „Artemisia“ soll von der Göttin Artemis abgeleitet sein. Auch Thor, der germanische Donnergott, soll einen magischen Gürtel aus Beifuß-Kraut genutzt haben, um seine Kraft zu verdoppeln. Die Germanen nutzten die Kraftquelle Beifuß v.a. am kräftigsten Tag des Jahres, dem Sonnenwendtag, um sich daraus einen Gürtel zu flechten. Den trugen sie beim Tanz um das Sonnenwendfeuer und warfen ihn am Ende hinein, um mit ihm alles Schlechte loszuwerden.

Die Tradition des Verbrennens von Beifuß hat sich auf vielfältige Weise gehalten: In Süddeutschland wurden die Ställe noch lange zu Maria Himmelfahrt, also am 15. August, ausgeräuchert, um das Vieh vor Krankheiten zu schützen und Sonnenwend-Beifuß-Rituale gibt es immer noch.

Die deutsche Bezeichnung „Beifuß“ kommt wahrscheinlich daher, dass er als Wegbegleiter gleich „bei Fuß“ wächst. Nach dem römischen Gelehrten Plinius sollten Wanderer, die Pflanze mit auf reisen nehmen, um nicht müde zu werden: Hilfreich ist er nach einem langen Tag zu Fuß als wärmendes, entspannendes und kräftigendes Fußbad. Beliebt sind auch Beifuß-Schlafkissen mit getrocknetem Beifuß-Kraut und das Beifuß-Öl, für das man die ganze Pflanze, klein geschnitten und mit Sonnenblumen-Öl im Schraubglas angesetzt, 2-3 Wochen in der Sonne reifen lässt. Es eignet sich als Einreibung für müde Füße und Muskeln. Am bekanntesten ist Beifuß natürlich als Gänsebraten-Gewürz und Gewürz für Schwer-Verdauliches: Es macht ihn leichter verdaulich.

Obwohl der heimische Beifuß Jahrtausende lang und weltweit zu den berühmtesten Heilpflanzen überhaupt gehörte, spielt er in der modernen Medizin leider kaum noch eine Rolle, obwohl er die Bildung der Verdauungssäfte unterstützt, die Verdauung fördert und (Magen-)Krämpfe lindert. Längere Zeit und in hohen Dosen sollte man Beifuß allerdings nicht nutzen, u.a. wegen des enthaltenen giftigen Thujons.

Borretsch (Borago officinalis)

Haarige, rauhe Blätter und ein unverwechselbarer Geschmack nach frischen grünen Gurken: Gewürzpflanze Borretsch – auch Gurkenkraut genannt. Gerade mit Dill, dass ebenfalls häufig zur Gurke gereicht wird, passt die frische Pflanze ganz ausgezeichnet. Wie zur Piminelle auch, haben wir in Hessen eine besondere Beziehung zum Borretsch, denn er ist ebenfalls eine der Kräuter für die „Grüne Soße“. Im Gegensatz zu mediterranen Kräutern wie Oregano eignet sich Borretsch nicht zum Trocknen, da er hier sein Aroma verliert – gleiches gilt auch fürs Kochen (also immer erst am Ende zum Gericht geben). Da auch die Blüten essbar sind, kann man damit wunderbar Wildkräuter-Salaten, Quark oder ähnlichem lila-blaue Farbtupfer verleihen.

Als Heilpflanze steht hauptsächliche die äußerliche Anwendung im Vordergrund, insbesondere auf die Haut. Kein Wunder also, dass auch die Kosmetikhersteller der Borretsch für sich entdeckt haben. Borretschsamenöl kann aber auch bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis zum Einsatz kommen, denn es wirkt lindernd auf Juckreiz und hemmt Entzündungen. Aufgrund der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide, die die Leber schädigen können, sollte man nicht zu viel Borretsch essen oder als Öl verwenden – die Verbraucherzentrale Hessen rät sogar vollständig vom Verzehr ab und empfiehlt, Borretsch in der Grünen Soße durch andere Kräuter zu ersetzen. Schwangere und Stillende sowie Menschen mit Blutgerinnungsstörungen sollten auf Borretsch besser verzichten. Beim Kauf von Samen oder Pflanzen sollte man aufpassen, dass man auch die richtige Pflanzenart erwischt: der ähnlich aussehende Borago laxiflora schmeckt nämlich nicht so intensiv, wie Borago officinalis.

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