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Die Geschichte der Lymphdrainage

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Manuelle Lymphdrainage

Was bedeutet Manuelle Lymphdrainage?

Es handelt sich um eine spezielle Form der physikalischen Therapie, die keine Massage im herkömmlichen Sinne ist. Ziel ist es, das Lymph-System anzuregen und den Abtransport von Gewebeflüssigkeit zu verstärken. Mit Hilfe bestimmter Grifftechniken regen dabei speziell ausgebildete Lymphdrainage-Therapeuten den Lymph-Abfluss aus dem Gewebe an.

Wer hat die manuelle Lymphdrainage erfunden?

Als einer der Väter dieser besonderen Therapie und sanften Massage gilt der dänische Physiotherapeut Dr. Emil Vodder. Er arbeitete in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zusammen mit seiner Frau in einer Reha-Klinik in Cannes. Ihm war aufgefallen, dass manche Patienten, die über Kopfschmerzen, Sinusitis, Infektanfälligkeit und unreine Haut klagten, tastbare Schwellungen der Lymphknoten im Halsbereich aufwiesen. Er fragte sich, ob diese Stauungen wohl der eigentliche Grund für die gesamten Symptome sein könnten. Mit sanften und kreisenden Bewegungen begann er daraufhin, den Lymphtransport im Hals anzuregen. Seine großen und nachhaltigen Erfolge führten zur Weiterentwicklung der damit ins Leben gerufenen Therapieform.

Wie entsteht ein Lymphödem?

Das Lymphgefäßsystem durchzieht als wichtiges Transportsystem den gesamten Körper.  Blind im Gewebe beginnende ganz feine Lymph-Gefäße nehmen die Gewebsflüssigkeit mit den darin gelösten und anderen im Gewebe liegenden Stoffen auf. Diese Gefäße leiten die so entstandene Lymphe über immer größere werdende Lymphbahnen in Richtung Herz. Der Lymphfluss wird unterbrochen durch die Lymphknoten. Das sind Schaltstellen des Immunsystems und Verzweigungsstellen, in denen die Lymphe gefiltert wird, in denen Schadstoffe abgebaut werden und sowohl Lymphfluss als auch Immunfunktion koordiniert werden. In Herznähe münden die Lymphstämme in den venösen Teil des Blutgefäß-Systems. Der rechte und linke Lymphstamm sind die größten Lymph-Gefäße, die die gesamte Lymphe des Körpers aufgenommen haben.

Wenn dieser Lymphfluss durch Schäden an den Lymphgefäßen unterbrochen wird, ist der Abfluss nicht mehr gewährleistet. Mit der Flüssigkeit verbleiben auch andere Ablagerungen im Gewebe und so entwickelt sich schleichend ein so genanntes Lymphödem.

Hier erfahren Sie mehr über die Bedeutung des Lymphgefäßsystems.

Warum entsteht ein Lymphödem?

Es entsteht, wenn das Lymphgefäßsystem in seiner Transportkapazität eingeschränkt ist und mehr Gewebeflüssigkeit entsteht, als abtransportiert werden kann. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein. Solche Schäden der Lymphgefäße können angeboren sein. Dann spricht man von einem primären Lymph-Ödem. Es gibt Parasiten, die Filarien, die in den Tropen sehr häufig sind und durch Insektenstiche übertragen werden. Deren Larven suchen bevorzugt das Lymphsystem auf, um hier ihren Lebenszyklus fortzusetzen. Dabei schädigen sie den Lymph-Abfluss so stark, dass massive Stauungen entstehen können. Man spricht hier von einer Filariasis.

In unseren Breiten entstehen Lymphödeme vor allem als Folge von Verletzungen der Lymphgefäße durch operative Eingriffe oder Entfernung der Lymphknoten im Zuge einer Operation. Aber auch andere schwere Verletzungen und Entzündungen können zur Entstehung eines chronischen Lymphödems führen.

Wie wirkt Lymphdrainage?

Speziell geschulte Lymphdrainage-Therapeuten regen mit Hilfe von bestimmten Grifftechniken den Lymph-Abfluss an und sorgen so dafür, dass wieder mehr Flüssigkeit und darin gelöste Stoffe aus dem Gewebe abtransportiert werden können. Das heißt: Lymphdrainage wirkt entstauend. Spürbar ist es daran, dass der Harndrang im Zuge einer Behandlung zunimmt. Zum Einsatz kommen bestimmte Griff-Kombinationen, wie zum Beispiel die stehenden Kreise, aber auch gezielte Pumpgriffe.

Im Falle von Lymphknoten-Entfernungen bzw. massiver Verletzungen im Bereich des Lymph-Abtransportes können Lymphdrainage-Therapeuten mit ihrer Behandlung auch ruhende Lymphgefäße des zu behandelnden Patienten aktivieren und so Umgehungen des Problembereiches schaffen.

Wichtig ist, im Anschluss an eine Manuelle Lymphdrainage den betroffenen Bereich auch mit einer Kompressionstherapie zu behandeln. Das heißt: Meistens legen die Therapeuten eine individuell angepasste Kompression an. In vielen Fällen kommen aber wenigstens individuell angepasste Kompressionsstrümpfe zum Einsatz. Diese müssen vom Arzt verordnet werden, genauso wie die Manuelle Lymphdrainage.

Für wen ist Lymphdrainage sinnvoll?

Da Lymphödeme zwar die schwerste Form von Lymphabflussstörungen sind, aber nicht die einzige, gibt es viele verschiedene Anwendungsbereiche für diese spezielle Therapie der manuellen Lymphdrainage. Dazu gehören:

  • Blutergüsse und Schwellungen im Zuge von (Sport-)Verletzungen und Operationen
  • Narbenbehandlung
  • Stauungen im Hals- und Nackenbereich, die mit Kopfschmerzen und/oder Tränensäcken einhergehen
  • wiederkehrende bzw. chronische Infekte und Entzündungen im Kopfbereich (Sinusitis)
  • Neigung zu geschwollenen Mandeln und geschwollenen Lymphknoten – insbesondere bei infektanfälligen Kindern
  • Hautprobleme wie unreine Haut, Akne
  • dicke, überanstrengte, schwere und geschwollene Beine

Kann man Lymphdrainage selber machen?

Da das Lymphsystem mit der Entstehung und dem Verlauf einer ganzen Reihe von Erkrankungen einhergeht, müssen bei der Manuellen Lymphdrainage eine ganze Reihe an Faktoren beachtet werden. Deshalb ist die Ausbildung relativ aufwendig und sollte daher auch wirklich nur von ausgebildeten Fachkräften vorgenommen werden. Es gibt aber einige Möglichkeiten, auch selbst den Lymph-Abfluss anzuregen.

Hier einige Tipps:

Sie können Ihre Nachtcreme oder eine spezielle Lymphsalbe im Gesicht so auftragen, dass Sie den Lymph-Abfluss zusätzlich stimulieren. Tragen Sie dazu die Salbe zunächst sanft kreisend im Gesicht auf und dann streichen Sie sie dann ebenso sanft in Lymph-Abfluss-Richtung aus. Das heißt: in Richtung Schläfen mit sanft kreisenden Bewegungen „ausstreicheln“ und dann am seitlichen Hals bis hinunter in die Schlüsselbeingrube.

Sie können mit einer Lymphsalbe auch die Reflexzone des Lymphsystems für den Kopfbereich anregen. Diese Reflexzone wird auch als „Lymphbelt nach Gleditsch“ bezeichnet. Tragen Sie dafür die Lymphsalbe sanft kreisend im Bereich einer lose liegenden Halskette auf (Schlüsselbeinbereich mit einbeziehen). Damit kann er Lymphabfluss auch aus dem Kopfbereich angeregt werden.

Wenn Sie zu immer wiederkehrenden Infekten und Nasennebenhöhlenentzündungen neigen, können Sie mit einer sanften Klopfmassage im Gesichtsbereich versuchen, den Abtransport anzuregen. Darüber hinaus können Sie versuchen, mit Ihrer Zunge den Lymphabfluss in dem Bereich der Nebenhöhlen zu stimulieren. Drücken Sie dafür einfach mit Ihrer Zunge immer wieder sanft gegen den Gaumen – so großflächig, wie es die Beweglichkeit Ihrer Zunge zulässt.

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