Darmsanierung

Darmsanierung – die Verdauung wieder ins Gleichgewicht bringen

Wir sanieren alte Bauwerke oder Bäder, möglicherweise auch verschmutze Gewässer oder einen maroden Haushalt, aber den Darm? Ja!
Der Begriff Sanieren wird abgeleitet von dem lateinischen Wort sanare, was so viel bedeutet wie heilen, wiederherstellen.

Dass immer mehr Menschen ihren Darm sanieren, also heilen wollen oder müssen, hängt in erster Linie mit unserer Lebensweise zusammen, die oftmals alles andere als darmfreundlich ist. Das Ziel der Darmsanierung ist es, wieder einen gesunden Zustand des Darmes herzustellen.

In erster Linie bedeutet das, die Zusammensetzung der Darmflora so zu beeinflussen, dass sie alle Aufgaben für unsere Gesundheit erfüllen kann. Andere Begriffe für Darmsanierung sind beispielsweise Symbioselenkung, mikrobiologische Therapie oder mikrobielle Darmtherapie.

Darmsanierung
Darmsanierung Bauch

Was bedeutet Darmflora?

Unser Darm stellt ein eigenes Mikro-Ökosystem dar, das von 100 Billionen Bakterien besiedelt wird. Man nennt es Darm-Mikrobiom oder Darm-Mikrobiota. Die Gesamtheit der dort lebenden Mikroorganismen ist die Darmflora. Wie in der Natur, siedeln sich auch in diesem Ökosystem die Lebewesen an, für die die besten Bedingungen bestehen. Im Idealfall sind das ca. 2000 verschiedene Bakterienarten. Sie alle profitieren voneinander und von den Bedingungen in ihrem Lebensraum. Andererseits profitiert der Darm mit seinen vielfältigen Aufgaben für unsere Gesundheit von seinen kleinen Bewohnern. Wir haben es also mit einer echten Symbiose zu tun. Daher kommt der Begriff „Darm-Symbionten“ für die gewünschten, gesundheitsfördernden Darmbakterien.

Da die Bedingungen in den Gedärmen unserer Mitmenschen nie ganz gleich sind, hat auch kein Mensch die gleiche Darmflora, wie ein anderer. Die Zusammensetzung unseres Mikrobioms ist individuell wie ein Fingerabdruck. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass ein Fingerabdruck während des Lebens weitestgehend konstant bleibt, während sich die Zusammensetzung der Darmflora im menschlichen Körper verändert. Sie ist abhängig von Ernährung, Lebensweise, sonstigen Grunderkrankungen und schädlichen Stoffen, die aufgenommen werden.

Wichtig ist die Artenvielfalt – wie in jedem Ökosystem. Im Darm bedeutet das, dass möglichst viele verschiedene der gewünschten Bakterien gute Lebensbedingungen finden sollten. Artenvielfalt ist so wichtig, weil sich dadurch das Ökosystem auch problemlos an vorübergehende veränderte Bedingungen anpassen kann, ohne insgesamt Schaden zu nehmen. Im Ökosystem Wald bedeutet das, dass der Wald als Ganzes problemlos überleben kann, wenn ein Schädling eine bestimmte Baumart befällt und schädigt. Im gesunden und artenreichen Ökosystem Wald gibt es andere Bäume, die die Funktion dieses abgestorbenen Baumes einnehmen können. Ganz anders sieht das in einem artenarmen Fichtenforst aus: Wenn hier der Borkenkäfer eine Chance bekommt, vernichtet er unter Umständen große Flächen, weil keine anderen Bäume „einspringen“ können. Bei unseren Darmbakterien ist das durchaus vergleichbar: Wenn wir uns mal eine Weile ungesund ernähren und einige Arten leiden, können andere die Funktion übernehmen, wenn das Milieu stimmt und die Darmflora insgesamt stabil und artenreich ist.

Welche Aufgaben haben Darm und Darmflora?

Jeder denkt zunächst an die Verdauungsfunktion unseres Magen-Darm-Traktes. Die Nahrung wird aufgeschlossen, sodass die wichtigen Nährstoffe herausgelöst und in das Blut aufgenommen werden können. So stehen sie allen Körperzellen zur Verfügung.

Daneben ist der Darm aber auch wesentlicher Bestandteil unseres Immunsystems. Der Grund dafür ist, dass er mit einer Oberfläche von 400 m2 die größte Kontaktfläche zur Außenwelt ist. Über den Verdauungstrakt werden viele Stoffe eingetragen, die potentiell gefährlich für unseren Körper sein könnten. Dagegen schützt er sich mit einer regelrechten Darmbarriere: ca. 80 % unserer Immunzellen sind hier stationiert.

Der dritte Aufgabenkomplex hat etwas mit unserem Nervensystem zu tun: Der Darm beherbergt das so genannte Bauchhirn. Das ist ein Nervengeflecht aus 100 Millionen Nervenzellen. Es durchzieht den gesamten Magen-Darm-Trakt und steht in enger Beziehung zu unserem zentralen Nervensystem im Gehirn, welches die meisten Körperfunktionen steuert.

Bei allen 3 Funktionen ist ein gesunder Darm mit einer gesunden Darmflora unbedingt notwendig.

Was passiert, wenn die Darmflora gestört ist?

Wenn die Zusammensetzung der Darmflora gestört ist, spricht man von einer Dysbiose. Entsprechend der Vielfalt und Komplexität der Aufgaben des Darmes, können die Folgen einer Dysbiose sehr vielfältig sein. Sie können direkt oder indirekt mit der Verdauung zusammenhängen, aber auch mit dem Immunsystem und mit dem Nervensystem.

Hier einige Beispiele, die in Zusammenhang mit einer gestörten Darmflora stehen können:

  • Verdauungsprobleme wie Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Reizdarm, Darmkrämpfe, Bauchschmerzen, häufiges Aufstoßen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Erkrankungen des Immunsystems, wie Allergien oder Autoimmun-Erkrankungen
  • Hauterkrankungen, wie Neurodermitis
  • Kopfschmerzen
  • psychische Symptome

Man muss auch immer beachten, dass die Darmflora auch dafür verantwortlich ist, Vitamine und andere Nährstoffe aus der Nahrung soweit aufzuschließen, dass die ins Blut aufgenommen werden können. Eine Dysbiose kann deshalb auch zu einem Nährstoffmangel führen, obwohl genug Nährstoffe über die Nahrung angeboten werden. Ein Vitamin-C-Mangel und ein Vitamin-B-Mangel wiederum kann sehr weitreichende Folgen haben.

Ursachen für eine gestörte Darmflora

Das Gleichgewicht kann durch verschiedene Krankheiten und falsche Lebensgewohnheiten durcheinander gebracht werden:

  • quantitativ falsche Ernährung (zum Beispiel zu viel Zucker oder zu viel Eiweiß)
  • einseitige und unausgewogene Ernährung (zum Beispiel einseitige Diät)
  • zu viele leicht verdauliche Kohlenhydrate
  • schlechtes Kauen
  • dauerhafter Stress
  • Medikamente (zum Beispiel Antibiotika)
  • Abführmittel
  • Magen-Darm-Erkrankungen, Infektionen (zum Beispiel Virusinfektionen)

Es ist sinnvoll, vom Arzt oder Heilpraktiker eine Stuhlprobe an ein naturheilkundlich arbeitendes Labor schicken zu lassen. Dort kann bestimmt werden, ob die gefundenen Bakterien der Anzahl und Art der gesunden Darmflora entsprechen. Es wird aber auch ermittelt, in welchem Maße gesundheitsschädliche Bewohner wie schädliche Bakterien oder Pilze vorhanden sind. Teilweise werden auch Empfehlungen zur Darmsanierung und Ernährung gegeben.

Darmsanierung: Welche Arten gibt es?

Manchmal gilt schon die alleinige Gabe von Probiotika, also lebensfähigen Bakterien, als Darmsanierung. Der Erfolg stellt sich aber nicht immer ein. Manchmal stellt er sich ein, ist aber nicht nachhaltig, sondern hält nur während der Einnahme der Probiotika an.

Das ist auch nicht verwunderlich, denn meistens ist die Ursache für eine Dysbiose ja ein gestörtes Darmmilieu bzw. ein geschwächter Darm. Oft ist deshalb eine aufwendige Darmsanierung nötig.

Sie beinhaltet dann 3 Stufen:

  1. Darmreinigung
  2. Milieu-Verbesserung durch Optimierung der Verdauung und Gabe von Präbiotika als Nahrung für die gewünschten Bakterien (Probiotika)
  3. „Wiederaufforstung“ mit lebensfähigen Bakterienkulturen

Vorbereitung für eine Darmsanierung: Darmreinigung

Für die optimale Vorbereitung einer Darmsanierung sollte eine Darmreinigung durchgeführt werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Unter Anleitung eines Arztes oder Heilpraktikers können Abführmittel gegeben werden. Im Idealfall reinigen diese nicht nur den Darm, sondern sorgen gleichzeitig für eine bessere Versorgung mit Sauerstoff.

Die Darmreinigung kann auch mittels einer sogenannten Colon-Hydro-Therapie erfolgen. Bei dieser werden bis zu 15-mal etwa zehn Liter Wasser in den Darm geleitet, um ihn auszuspülen.

Zu Recht kann man sich fragen: Zerstören Darmspülungen die Darmflora? Hier ist der Arzt bzw. Heilpraktiker und sein Erfahrungsschatz gefragt. In aller Regel kann man wohl davon ausgehen, dass kein Schaden entsteht, wenn das Darmmilieu stimmt. Denn dann werden sich schnell wieder die richtigen Bakterien ansiedeln, wenn man entsprechend unterstützt. Stimmt das Milieu hingegen nicht, muss es eh verändert werden. Dann ist die Spülung ein guter Einstieg. Bei richtiger Anwendung muss man also keinen Schaden befürchten.

Durchführung der Darmsanierung

Nach der Reinigung sollte eine Milieu-Verbesserung des Darmtraktes erfolgen, damit der Effekt der Darmsanierung auch wirklich nachhaltig ist. Optimal arbeitende Verdauungsorgane und die richtige Menge an Verdauungssäften sind eine wesentliche Voraussetzung für Milieu und Darmflora. Tees und Arzneimittel verschiedene pflanzliche Arzneimittel können die Verdauungsorgane anregen – also die Magensaftproduktion, aber auch Leber, Galle und Pankreas. Bitterstoffe spielen dabei eine große Rolle, weil sie die Produktion der Verdauungssäfte anregen. Hinzu kommen meist Ballaststoffe wie Inulin, die u.a. auch die Bakterienflora positiv beeinflussen. Auch Flohsamenschalen werden häufig eingesetzt, weil sie eine wichtige Funktion als Darmregulans haben können.

Erst dann ist eine „Wiederaufforstung“ sinnvoll. Dafür nimmt der Patient bestimmte Produkte mit lebensfähigen Bakterienkulturen ein, die als Probiotika bekannt sind. Die Kapseln, Tropfen, Tabletten oder das Pulver enthalten spezielle lebensfähige Mikroorganismen, die in einem gesunden Darm vorkommen. Dazu gehören etwa Milchsäurebakterien wie Bifidobakterien und Lactobacillus acidophilus, aber auch Escherichia coli und Enterokokken. Durch die Einnahme kann sich das Gleichgewicht der Darmflora wieder stabilisieren.

Wie lange dauert eine Darmsanierung?

Die Dauer richtet sich auch danach, wie stark die Darmflora vom Normalzustand abweicht und was die Ursachen für die Dysbiose sind. Üblicherweise dauert die Darmsanierung etwa drei Monate. Erste positive Effekte können sich aber schon nach 2 Wochen zeigen. Die sind dann aber selten nachhaltig. Milieu-Sanierung braucht Geduld!

Auch sogenannte Autovakzine können einen Beitrag zur Sanierung der Darmflora leisten. Autovakzine werden speziell für den Patienten hergestellt.

Ist eine Ernährungsumstellung nötig?

Das richtet sich nach der Ursache der Dysbiose und nach der Zusammensetzung der Darmflora. Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll, eine Darmsanierung als Einstieg in eine gesunde Ernährung zu nutzen. Insbesondere ein hoher Anteil an Zucker und Weißmehl ist schädlich. Auch ein hoher Eiweißkonsum (Wurst, Fleisch) wirkst sich oft negativ auf die Darmflora aus. Industriell verarbeitete Produkte mit vielen Zusatzstoffen sollten möglichst vollständig vermieden werden. Möglicherweise ist auch ein vorübergehender Verzicht auf Gluten sinnvoll. Rohkost kann eine wichtige Rolle spielen, ist aber nicht für jeden gut. Auch frische Gemüsesäfte können hilfreich sein. Wichtig ist es auch für den Darm, ausreichend viel zu trinken – am besten Wasser und ungesüßte Tees.

Was die Ernährung betrifft, muss ganz individuell getestet werden, was gut verträglich ist und was nicht. Die individuell passende Ernährungsweise sollte mit dem Arzt oder Heilpraktiker abgesprochen werden, der die Darmsanierung überwacht.

Hilft Darmsanierung beim Reizdarm?

Beim sogenannten Reizdarmsyndrom wird eine Darmsanierung oft als mögliche Therapie-Option angesehen. „Reizdarm“ bedeutet, dass eine chronische Funktionsstörung des Darms vorliegt. Dabei können jedoch keine organischen Ursachen festgestellt werden, die beispielsweise bei einer Darmspiegelung zu sehen sein könnten. Ein Reizdarm kann viele unterschiedliche Beschwerden auslösen, von Verstopfung und Durchfall zu Bauchkrämpfen und Blähungen.

Der Reizdarm kann für die Betroffenen sehr beeinträchtigend sein. Da die genaue Ursache für das Reizdarmsyndrom oft unbekannt ist, ist eine ursächliche Therapie schwierig. In der Naturheilkunde werden jedoch eine Darmsanierung und anschließend eine individuell angepasste Ernährung empfohlen, um die Beschwerden zu lindern. In manchen Fällen kann es sein, dass schon die Einnahme von Probiotika hilfreich ist.

Therapeuten oder Arzt in Ihrer Nähe finden

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